Ironman 70.3 Wiesbaden - DNF ist keine Option

11.08.2015 14:24

Das war das Motto auf den letzten 15 Kilometern, aber zu Anfang …

Der Bundesligastart verlief sehr positiv, auch wenn das Schwimmen als Platzierung schlecht war, war es doch von der Zeit deutlich schneller als die Jahre zuvor. Die Woche wurde gut ausgeruht und sich mental auf Wiesbaden vorbereitet.

Schwimmen

Der Schwimmstart erfolgte nicht wie gewohnt als Altersklassenstart, sondern man musste sich selbst einschätzen und stellte sich an. Ich stellte mich bei 26 Minuten an und das sollte auch genau so passen. Der Start erfolgte und wir stürmten in den doch sehr warmen See in Raunheim. Nach ungefähr 10 Metern kam schon der erste Schmerz an diesem Tag und es sollte noch viele weitere Folgen. Ein Fußtritt mit dem Hacken auf den linken Mittelfinger machte das Schwimmen so schmerzhaft wie noch nie. Nach 1500m erfolgte der Landgang, ein kurzer Blick auf den Finger machte schon mal manche Sorgen weg. Der Finger war grade und somit noch im Gelenk drinne. Der Wechsel auf das Rad erfolgte schnell und ein Blick auf die Uhr zeigte 25 Minuten hoch an für das Schwimmen. Hammer.

Rad

Die ersten 20 Kilometer rollen ja fast wie von selbst. Wir waren eine 6er Gruppe und rollten damit schnell und gut voran. Ab Kilometer 40 beim Wolkenbruch und der anstehenden Platte zog sich diese Gruppe auseinander und voller Motivation versuchte ich mit zu fahren. Bis dahin lief alles auf eine neue Bestzeit hinaus. Nach der Platte begann dann aber allmählich sich anzukündigen was beim Laufen passieren wird. Wir überholten in Taunusstein die ersten Profifrauen und sammelten eine nach der anderen ein. Bei Kilometer 70 war kurz die Luft raus und ich musste die Gruppe ziehen lassen. Das zweite Mal die Platte hoch war schon echt ne quälerei, aber wenn man oben ist muss man ja nur noch runter Rollen nach Wiesbaden. Die Beine wurden aber leider nicht locker und so wechselte ich vom Rad zum Laufen schon mit dem ersten kleinen Krampf.

 

Laufen

Die ersten 4 – 5 Kilometern liefen sehr gut. Keine Schmerzen, keine Krämpfe und von Luftnot keine Spur. Aber dann der erste Krampf, locker weggedrückt und weiter gelaufen. Kann ja mal sein. Ab Km 7 ging es dann völlig in die Hose. Jeder Km ein Krampf der ein Laufen bzw. Gehen unmöglich machte. Die ersten 10 Kilometer entwickelten sich zur reiner Quälerei für den Körper und für den Kopf. Jeden Meter wollte ich aufhören, jede Sekunde der Gedanke nicht mal diese Runde beenden zu können. Die Krämpfe wurden stärker und teilweise auch gleichzeitig beidseitig. In Runde 3 von 4 lag ich auf einer Parkbank und wusste nicht einmal mehr wie ich aufstehen sollte. Der Gedanke an aufhören war groß, aber zu wissen das die ganze Familie an der Strecke war, viele Freunde und einfach der Wille da war dieses Ding zu beenden, motivierte mich das alles in Kauf zu nehmen und zur Not auch komplett zu gehen. Auf dem letzten Kilometer tat einfach nur alles weh, ein Krampf nach dem anderen folgte und mein Gesichtsfeld sah nur noch dunkel, ich wollte aber unbedingt ins Ziel und so war hinter der Ziellinie komplett Ende. Ich weiß nicht mehr alles, nur dass mir jemand kalte Schwämme ins Gesicht drückte und ich nicht mehr laufen musste. Es war trotz allem was passiert ist das schönste Gefühl im Ziel zu liegen, völlig am Ende aber im Ziel. Als Außenstehender wird man das nie verstehen was das bedeutet und warum man sich das antut. Es war heute kein Sieg für mich, keine Bestzeit, keine Top Platzierung, aber es war eine wichtige Erfahrung für den Kopf deutlich über seine Grenzen zu gehen und gehen zu müssen um trotz aller Schmerzen und Strapazen ins Ziel zu kommen. Ich bin natürlich frustriert, weil es so gut lief anfangs und ich unter meinen Erwartungen geblieben bin, trotzdem Stolz das der Wille zu gewinnen immer Stärker wird und das ist nun mal unser Motor um Ziele zu erreichen. Den Halbmarathon habe ich noch in 1:45 h laufen können. Fazit: wenns lief dann lief es gut und schnell, wenns nicht lief dann richtig ;)

Jetzt wird ausgeruht und rehabilitiert bevor es in den letzten 2 Rennen mit noch stärkerem Wille geht.

 

Vielen Dank noch einmal an meine Mutter und meine Freundin die mich seit dem Schwimmen begleitet haben, meine ganze Familie, die Familie meiner Freundin, Martin Dröll der mit auf der Strecke war, Tim der mich motivierte und der hoffentlich endlich mal Frankfurt gewinnt und allen die noch da waren und mich zu der Leistung motiviert haben.